15. Dezember 2011

Eiskletterweltcup 2012

Der Weltcupkalender für 2012:

14.-15. Jänner 2012, Cheongsong, Korea
20.-21. Jänner 2012, Saas Fee, Schweiz (zugleich Europameisterschaft)
2.-4. Februar 2012, Champagny en Vanoise, Frankreich
10.-11. Februar 2012, Busteni, Rumänien
8.-10. März 2012 Kirov, Russland

GWAG-Team-Mitglied Markus Bendler wird bei allen Bewerben teilnehmen. Wir werden berichten!

Sagwand Nordpfeiler solo

Der Winter ist noch nicht wirklich eingekehrt, aber trotzdem sind schon die ersten spektakulären Winterbesteigungen zu vermelden. Dieses Mal war David Lama quasi allein zu Haus - unterwegs. Der ob der Brüchigkeit sowie damit verbundenen Steinschlaggefahr gleich beliebte wie bekannte Nordpfeiler der Sagwandspitze in den Zillertaler Alpen (Valsertal, Geraerhütte, Einsatzgebiet Bergsteigersschule St. Jodok) bildete das Ziel. Erstbegangen wurde der stramme Fünfer oder die moderne VI- seinerzeit von Wastl Mariner und Paul - oder war es dessen Bruder Peter - Aschenbrenner. Jedenfalls jeder Mitglied des Alpinen Klubs "Die Karwendler". Wann? 1939 bereits. Länge? Ca. 800 Meter. Wiederholungen? Kaum 20 sagt man. Winterbegehungen??? Solobegehungen??????

Hier Davids Eindrücke:
"Um halb sechs in der Früh sperre ich das Auto hinter mir zu. Ich quere über ein ausgetrocknetes Bachbett auf die rechte Talseite und folge dort einem Geröllfeld immer weiter bergauf. Nach eineinhalb Stunden stehe ich bereits unter der Wand, die mich und meine zwei Kollegen, Florian Klingler und Thomy Dirnhofer, vor ein paar Tagen einfach nicht rauf lassen wollte. Ich setze mir meinen Helm auf, ziehe meine Steigeisen an und tausche meine Stöcke gegen meine Eisgeräte. Dann geht’s los...
Die erste Seillänge ist bereits eine der anspruchsvollsten. Über eine dünne Eisglasur klettere ich unter einen steilen Aufschwung. Der Wind hat die ersten zehn Meter dieser Steilstufe in eine senkrechte Mauer aus Schnee verwandelt. Der zweite Teil des Aufschwungs ist eine kurze Mixed-Passage, die ich heute technisch klettere. Dann wird das Gelände etwas flacher und die nächsten Seillängen sind relativ einfach.
Als ich mit Thomy und Florian hier war, kletterten wir direkt über die Pfeilerkante (V 6, 1000m). Wir waren 20 Stunden unterwegs und mussten trotzdem nur eine Seillänge unter dem Gipfelgrat umdrehen. Beim Abstieg stürzte Thomy und luxierte sich dabei noch den rechten Ringfinger und so endete unser Ausflug um drei Uhr früh im Krankenhaus in Innsbruck. Heute bin ich alleine unterwegs und versuche eine Linie in einem Gully etwas rechts der Kante (ungefähr IV 5, 1000m).
Nach rund 700 Klettermetern starte ich in den Gully, der am Gipfelgrat endet. Dünne Eisglasuren, vereister Schnee und kalter Fels wechseln sich ständig ab. Der Gully ist meist senkrecht, an ein paar Stellen sogar leicht überhängend und der Tiefblick macht das ganze extrem ausgesetzt. Eine Stelle in dieser engen Rinne klettere ich technisch, den Rest frei und nach nur fünf Stunden erreiche ich den Gipfelgrat, der sich als nicht besonders anspruchsvoll herausstellt. Eine viertel Stunde später stehe ich bereits am Gipfel und beginne mit dem Abstieg auf der Rückseite des Sagzahnpfeilers."

David kletterte dem Bericht zufolge  rechts der Originalführe. Eine Erstbeghung?
Schlagworte: Klettern, Alpin, Eisklettern, Klettern Tirol, Zillertaler Alpen




Topo von Reini Scherer

9. Dezember 2011

Guido in Patagonien

Guido Unterwurzacher war unterwegs in Patagonien. Seinen sympathischen Bericht (www.guido-rockside.blogspot.com) wollen wir euch nicht vorenthalten:

Zusammen mit Max Berger verbrachte ich Anfang November, knapp drei Wochen in Patagonien. Für mich war es die erste Reise ins Land der Stürme und mit Max hatte ich den perfekten Partner. Unser Ziel war klar definiert. "Was geht, geht!". Wir wollten uns nicht auf ein Ziel versteifen, sondern wir orientierten uns vielmehr an den Wetterfenstern und den Bedingungen vorort. Das Wetter war zum Glück auf unserer Seite und so konnten wir in rasantem Tempo einige große Routen machen und viele abenteuerliche Eindrücke sammeln.

4.11
Nach langer und anstrengender Reise erreichen wir um 16 Uhr das kleine Dörfchen El Chalten. Nach kurzem Wettercheck heißt es Rucksackpacken und Abmarsch.

5.11
Wir starten um 3 Uhr von unserem Biwak am Lago de los Tres und erreichen um ca. 12 Uhr den Gipfel der Aguja Poincenot über die "Whillans-Chocrane" Route. Steile Schneeflanke, coole Mixedkletterei. Es ist windig und ungemütlich und wir halten uns nicht lange auf und seilen gleich wieder ab, der Lange Abstieg nach El Chalten wartet.







6.11
Um 16.00 Uhr brechen wir auf ins Torre Tal. Traumwetter. Kein Wind, keine Wolken.


7.11
Um 03.00Uhr läutet der Wecker. Wir brechen auf Richtung Cerro Standhardt. Vom Gletscher aus sehen wir Stirnlampen weit vor uns am Col Standhardt. Eine weitere Seilschaft. Im 5 Seillängen Eisschlauch ist das andere Team 50 Meter vor uns, es herrscht Bombenstimmung und auf Grund des Eisschlags sind wir kurz davor das Handtuch zu werfen. Wir seilen aus dem Schlauch ab, nach 20 Minütigem Hin und Her fällt eine Entscheidung. Wir starten durch. Um 16.30 erreichen wir überglücklich den Gipfeleispilz des Cerro Standhardt. Der lange abenteuerliche Abstieg soll uns nochmal einiges abverlangen. Als wir am Labyrinth des Torre Gletscher ankommen, sind wir uns einig, wir können nicht mehr und verbringen die Nacht am Gletscher.




8.11
Am Zahnfleisch kommen wir zurück nach El Chalten. Highligts sind Dusche, Bett, Pizza, Schokomousse und Bier. 14.11 Das Wetter war eine ganze Woche schlecht, Schneeflocken in Chalten, Regen und Wind. Genug Zeit um meine Erkältung auszukurieren und zu neuer Kraft zu finden.

16.11
Wir sind auf dem Weg zum Paso Superior, nächstes Ziel Fitz Roy über die "Franco Argentina". Am Lago de los Tres zwingen uns extrem starke Windböen zu einer drei Stündigen Pause. Der Wind lässt nach und wir erreichen um 16.00 Uhr die Schneehöhle am Paso Superior. Wir genießen die angenehme Sonne, trinken Cappucino und essen Schokolade. Zu sechst verbringen wir, mit den vier Jungs von VAUDE, unter ihnen zwei Tiroler Kumpels von mir, Hannes und Berti, eine "kuschelige" Nacht in der Schneehöhle.





17.11
Wir starten um 03.00 Uhr vom Paso Superior und erreichen um 06.30 Uhr den Einstieg auf der Brecha dellos Italianos. Die Kletterei fängt an und die vereisten Risse machen das ganze Unternehmen zu einer recht anspruchsvollen Angelegenheit. Wir kommen gut voran, meine tauben Zehen und Finger machen mir ein wenig Sorgen, der kalte Wind macht die Sache noch alpiner. Um 17.30 Uhr erreichen wir endlich den Gipfel des Fitz Roy. Wieder ist es der lange Abstieg der uns nochmal ein wenig nervös macht. Abseilen, Seil abziehen, beten, dass es nicht hängen bleibt, abseilen, abziehen, beten... Das Abseilen wurde nochmal zum Abenteuer, zum Glück war an einer Stelle das Seil lang genug. Um 00.00 Uhr kamen wir wieder zurück zur Schneehöhle, 21 Stunden Nonstop. Travellunch und Tee Jucheee!!!










18.11
PARTY!!!



21.11
Das erhoffte letzte Wetterfenster hat sich um einen Tag vorverschoben und wir schauen erstmal blöd aus der Wäsche starten aber um 11.00Uhr in El Chalten und rennen wie die Blöden vorbei am Lago Suzia zum Biwakplatz unter der Aguja St. Exupery und gleich weiter über den Gletscher zum Einstieg der "Austrian". Wir wollen in einem Zug die Nacht durchklettern, nach einigen Seillängen bringt uns die Vernunft und das sich anbahnende Schlechtwetter schließlich zum abseilen.






22.11

Es war ein beherzter Versuch, nach einer kurzen und äußerst ungemütlichen Nacht, machen wir uns am Morgen mit den Schneeflocken, auf den Weg zurück ins Tal. Wir freuen uns auf Daheim.

25.11
21.00 Uhr Ankunft in München!!!

Fäcts
Aguja Poincenot "Whillans-Chocrane"
Cerro Standhardt "Exocet"
Fitz Roy "Franco Argentina"
Versuch Aguja St. Exupery (in einem Zug von El Chalten!)

Es war ein sehr intensiver und erfahrungsreicher Trip in ein wildes und beeindruckendes Land, wir hatten Glück und konnten jedes Wetterfenster optimal ausnützen und sind gesund und munter wieder zuhause angekommen. Mit unserer Ausbeute sind wir mehr als zufrieden und es war sicher nicht der letzte Besuch...

5. Dezember 2011

Lama klettert Hovercraft

2003 oder so konnte Much Mayr ein 10 Jahre altes Projekt von Reini Scherer an der Chinesischen Mauer bei Leutasch befreien. Die Route heißt Hovercraft und liegt im Bereich 8b oder sogar 8b+.  David Lama gelang nun das Kunststück die extrem onsight-unfreundliche Route (sehr technischer und unübersichtlicher Boulder)  in erwähntem Stil zu klettern. Respekt!

4. Dezember 2011

Feuertaufe wiederholt und abgewertet

Wer war das? Blickt man auf die letzten Blogeinträge dürfte des Rätsels Lösung  nicht schwer sein: David Lama. Zusammen mit Hansjörg Auer kletterte er am Wochenende durch die steilen 130 m auf der Loferer Alm. Nur einen einzigen Tag brauchte David für die von Guido Unterwurzacher und Alexander Huber erstbegangene Tour. Hier Davids Text:

Ich hänge in der zweiten Seillänge und merke wie mir ganz langsam der rechte Fuß wegrutscht. Der winzige Tritt auf dem ich gerade stehe wird immer schlechter und einen Augenblick später segle ich bereits durch die Luft. Ich falle ein paar Meter, dann verspüre ich einen leichten Ruck, der mich ein wenig bremst, aber der Friend hält nicht – ich falle weiter. Meine nächste Zwischensicherung ist ein Bohrhaken und der ist natürlich bombig...

Ich ziehe mich am Seil hoch und bouldere die Stelle gut aus. Dann versucht Hansjörg die Seillänge und dann mache ich wieder einen Versuch. Ich habe das Gefühl, dass ich die Länge dieses Mal klettern kann. In der Schlüsselpassage bleibt mein rechter Fuße stehen und der Schnapper in das große Loch gelingt mir. Der Rest der Seillänge ist nicht mehr schwer und ich klettere ohne Probleme zum Stand.
Da ich etwas zu ungeduldig geklettert bin und einen Griff übersehen habe, brauche ich auch für die dritte Seillänge, eine 8a+, einen zweiten Versuch. Dann kommen zwei leichte Längen in denen ich mich wieder ein wenig erholen kann.
Die letzten zwei Seillängen haben es dafür aber nochmal in sich. In der Ersten schaffe ich es auf Anhieb die richtigen Griffe und Tritte zu finden, aber die Zweite stellt sich als sehr anspruchsvoll heraus. Sie ist nicht einmal senkrecht und mit 8a+ eine der schwersten Längen der ganzen Route. Erst im dritten Versuch knacke ich die Schlüsselstelle und klettere zum Stand.
Infos zur Route: Die „Feuertaufe“ führt genau durch den steilsten und kompaktesten Wandteil des Urlkopf. Sie bietet geniale Kletterei in bestem Fels und wer das Niveau hat, sollte die Route auf jeden Fall probieren. Hier noch ein Bewertungsvorschlag von Hansjörg Auer und mir: 7a+, 8b, 7c+, 6b, 7a, 7c+, 8a (Original: 7c, 8b+, 8a+, 6b, 7b+, 8a+, 8a+)

1. Dezember 2011

Hansjörg Auer klettert "Bayerischen Traum" solo

Neun Seillängen  bis ca. 7a  erwarten den Aspiranten auf diesen Klassiker an der Schüsselkarspitze im Wetterstein. Berühmt ist vor allem die komplett selbst abzusichernde Piazsschuppe in der fünften Seillänge. Richtig schwer wird es allerdings erst in der übernächsten Länge. Der Linksquergang fordert athletische Züge, die in eine delikate Platte mit einem unangenehmen Aufsteher überleiten, ehe es realtiv großgriffig zum Stand geht. Hier der Bericht von Hansjörg:


Ein Kletterer in der berühmten Piazlänge
 I was thinking a lot about this post. But finally I decided to tell the story, because it´s somehow important to me. Maybe it´s also worth concerning the history of alpinism, but maybe it´s not. I don´t know.
Last days have been really intense. I don´t know why, but I played the match again. I walked on the borderline between passion and sanity. I was searching for this discrepance for a long time. To be honest, I never found the perfect moment during the last four years. I thought that I am more or less done with free solo climbing. But on the same side I knew that it will come back anyway in sudden. I was just rappeling after a nice climbing day with a friend of mine after doing the route „Hexentanz der Nerven“ on the same face and suddenly I got the message. Two days later I set off.
I free soloed a multi pitch route called „Bayrischer Traum“. Around 400 meters high, steep and a classic line. It´s located on the Southface of Schüsselkarspitze in the Wetterstein Mountains. It was opend in 1980 and free climbed in 1983. I climbed the route first time in 2002 but I was not able to free it. Then I never went for it again. I did many other routes on the wall. The most impressive days for me were the first free ascent of „Vogelfrei“ in 2009, the first repeat of „With or without you“ and the Free Solo of „Locker vom Hocker“, both during the incredible year of 2007. And last week I was able to add another important day for me.
The crux pitch felt hard. It´s exposed, steep and kind of powerful. If I compare it to the Free Solo of „Pesce“ it´s not far behind. For sure the new solo adventure is still more in my mind than all the other things and the facts that it was the first time to climb a powerful sequenze without rope and that my physical shape is not the best at the moment due to traveling too much over the last weeks, influences maybe my cognition. But anyway, I don´t want to challenge my adventures. I just want to tell you the truth how I experienced it.

„I climbed up along the West Ridge to the summit the day before. Everything went perfect. I was able to sneak out from every person who was around. I enjoyed a perfect sunset, made some amazing pictures before I went for the bivy. On the next morning I rappelled in and checked out the hardest sequenzes over four hours. There was no moment where I thought that it´s not possible, but I knew that the crux will be demanding. I was completely steered from this powerful cocktail of self confidence. I arrived on the base of the wall, chilled for an hour, listened to my ipod music and started at 1 pm. After one hour I topped out, screamed to signalise the end of my concentration, walked a little bit around and sat down and left my thoughts drifting. I climbed down the West Ridge, packed my stuff and walked down silently. When I came home, I was totally psychological exhausted. I started to talk about my adventure with my family and close friends. It helped me a lot.“


There is no clear grading of the route. It´s somewhere around UIAA 8. The route is well protected with bolts. Some pitches were cleaned up years ago. From this it follows that the line is not a demanding masterpiece, but in Free Solo Style you just pass the gear and you get a different feeling. I can tell you.

Schlagworte: Klettern Tirol, Klettern Oberland, Klettern Wetterstein, Klettern Schüsselkar

Älteres Topo,  Seillängen 6 und 7 sowie 8 und 9 werden heutzutage verbunden


Über mich

GWAG Climbing Team Schwendt. Verantwortlich für die Inhalte: GWAG Climbing Team Schwendt. Klettern, Tirol, Unterland, Österreich. Climbing, Tyrol, Austria.

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