15. Dezember 2011

Sagwand Nordpfeiler solo

Der Winter ist noch nicht wirklich eingekehrt, aber trotzdem sind schon die ersten spektakulären Winterbesteigungen zu vermelden. Dieses Mal war David Lama quasi allein zu Haus - unterwegs. Der ob der Brüchigkeit sowie damit verbundenen Steinschlaggefahr gleich beliebte wie bekannte Nordpfeiler der Sagwandspitze in den Zillertaler Alpen (Valsertal, Geraerhütte, Einsatzgebiet Bergsteigersschule St. Jodok) bildete das Ziel. Erstbegangen wurde der stramme Fünfer oder die moderne VI- seinerzeit von Wastl Mariner und Paul - oder war es dessen Bruder Peter - Aschenbrenner. Jedenfalls jeder Mitglied des Alpinen Klubs "Die Karwendler". Wann? 1939 bereits. Länge? Ca. 800 Meter. Wiederholungen? Kaum 20 sagt man. Winterbegehungen??? Solobegehungen??????

Hier Davids Eindrücke:
"Um halb sechs in der Früh sperre ich das Auto hinter mir zu. Ich quere über ein ausgetrocknetes Bachbett auf die rechte Talseite und folge dort einem Geröllfeld immer weiter bergauf. Nach eineinhalb Stunden stehe ich bereits unter der Wand, die mich und meine zwei Kollegen, Florian Klingler und Thomy Dirnhofer, vor ein paar Tagen einfach nicht rauf lassen wollte. Ich setze mir meinen Helm auf, ziehe meine Steigeisen an und tausche meine Stöcke gegen meine Eisgeräte. Dann geht’s los...
Die erste Seillänge ist bereits eine der anspruchsvollsten. Über eine dünne Eisglasur klettere ich unter einen steilen Aufschwung. Der Wind hat die ersten zehn Meter dieser Steilstufe in eine senkrechte Mauer aus Schnee verwandelt. Der zweite Teil des Aufschwungs ist eine kurze Mixed-Passage, die ich heute technisch klettere. Dann wird das Gelände etwas flacher und die nächsten Seillängen sind relativ einfach.
Als ich mit Thomy und Florian hier war, kletterten wir direkt über die Pfeilerkante (V 6, 1000m). Wir waren 20 Stunden unterwegs und mussten trotzdem nur eine Seillänge unter dem Gipfelgrat umdrehen. Beim Abstieg stürzte Thomy und luxierte sich dabei noch den rechten Ringfinger und so endete unser Ausflug um drei Uhr früh im Krankenhaus in Innsbruck. Heute bin ich alleine unterwegs und versuche eine Linie in einem Gully etwas rechts der Kante (ungefähr IV 5, 1000m).
Nach rund 700 Klettermetern starte ich in den Gully, der am Gipfelgrat endet. Dünne Eisglasuren, vereister Schnee und kalter Fels wechseln sich ständig ab. Der Gully ist meist senkrecht, an ein paar Stellen sogar leicht überhängend und der Tiefblick macht das ganze extrem ausgesetzt. Eine Stelle in dieser engen Rinne klettere ich technisch, den Rest frei und nach nur fünf Stunden erreiche ich den Gipfelgrat, der sich als nicht besonders anspruchsvoll herausstellt. Eine viertel Stunde später stehe ich bereits am Gipfel und beginne mit dem Abstieg auf der Rückseite des Sagzahnpfeilers."

David kletterte dem Bericht zufolge  rechts der Originalführe. Eine Erstbeghung?
Schlagworte: Klettern, Alpin, Eisklettern, Klettern Tirol, Zillertaler Alpen




Topo von Reini Scherer

3 Kommentare:

  1. Kletterte David dann in dem Schneegully auf dem Bild rechts außen nach oben?Oder nur knapp rechts der Pfeilerkante?Stehen die Touren im Orglerführer?

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  2. ..und ist die Tour im Programm der BSSSTJ? Fragen über Fragen...

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  3. Lt. seinem Bericht kletterte er ja nicht den Sagwandpfeiler sondern erschloss eine Neutour am SAGZAHN nordpfeiler. Dieser befindet sich links von der Sagwand.

    Übrigens hat der Sagwandpfeiler einige hundert Wiederholungen, sowie Winterbegehungen und auch Solobegehungen.
    Zum Teil ist er richtig schön zu klettern, und es stecken auch einige Haken im oberen Teil. Nur die Steinschlaggefahr sollte im unteren Teil nicht unterschätzt werden.

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