Der Autor Günter Amor hat heuer ein umfangreiches Buch über die 1878 am Stempeljoch gegründete Bergsteigergesellschaft »Wilde Bande« veröffentlicht. Diese illustre Gesellschaft hat in den Bergen rund um Absam zahlreiche Spuren hinterlassen, die beispielhaft für die Entwicklung des Alpinismus sind …
In einem Essay über das Bergsteigen schreibt der französische Historiker Paul Veyne: » In einem bürgerlichen Jahrhundert gehörte es sich nicht, zuzugeben, dass man Spass hatte, und es gehört sich überhaupt recht selten, in welchem Jahrhundert auch immer, seine eigenen Gefühlsregungen zu erkennen. Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass der Alpinist, nur weil er einen Rucksack trägt und einen Seilkameraden hat, […] Mannschaftsgeist besitzt und aus sittlichen Gründen die Anstrengung liebt; man täte besser daran, die Erklärung in der Lust auf intensive Erlebnisse, im Machtstreben, in einem menschenfeindlichen oder zumindest ungeselligen Wesen […] zu suchen, jedenfalls aber in einer seltsamen Liebe zu einer dem Menschen feindlichen oder besser gesagt gleichgültig gegenüberstehenden natürlichen Umwelt. «
Auf die »Wilde Bande«, die ihre »Lust auf intensive Erlebnisse«, ihren »Spielplatz« – Leslie Stephen, der Vater der Schriftstellerin Virginia Woolf, hatte den Alpen den Beinamen »Spielplatz Europas« gegeben – schon sehr früh auch in der unmittelbaren Umgebung von Absam gesucht hat, hat Günter Amor mit seinem Buch aufmerksam gemacht. Der Autor stellt eine regionale Geschichte in den Kontext des sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert allmählich entwickelnden Alpinismus und vergisst darüber nicht den Zusammenhang zwischen Bergsteigen und politischem Denken …
Schlechte Bergschuh’ ohne Zweifel
Hat erfunden einst der Teufel
Um zu strafen Alpinisten
Die da sind gar schlechte Christen
Saufen, lügen, renommiren
Sennerinnen gar verführen
Kurz, die unwerth sind der Gnaden
Sich in Höhenluft zu baden
Auf der Berge höchsten Spitzen
Stillvergnügt herumzusitzen.
Karl Bocklein 1895
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