28. November 2010

Über Flora und Fauna

Die Hopfenbuche


Im Schluchtwald der Mühlauer Klamm bei Innsbruck wächst nicht nur die Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia), ein illyrisch-mediterranes Florenelement, das seit der frühen Nacheiszeit hier überdauert und eigentlich nur südlich des Alpenhauptkammes vorkommt. Es handelt sich dabei also um die nördlichsten Vorkommen dieser submediterranen Spezies in Europa! Auch die sehr seltenen Trockenrasen, welche Lebensräume für trockenheitsresistente Pflanzen, wie der auf der Roten Liste befindlichen Stipa capillata (von Laien auch dilettantisch als Pfriemengras bezeichnet), Carex humilis (Erdsegge), Dorycnium germanicum (Backenklee), Artemisia campestris (Feld-Beifuß) oder den gemeinen Wacholder, bilden und Konglomeratgestein zu ihrem bevorzugten Bewucherungsterrain auserkiest haben, schätzen das semiaride bis semihumide Mikroklima der Mühlauer Klamm sehr. Aber damit der biologischen Extravaganzen noch nicht genug: Vor kurzem wurde von dem renommierten Innsbrucker Alpenzoo-Zoologen Ernst Haeckel eine Sonderform der vom Aussterben bedrohten Steinlaus entdeckt. Das sich nur von Silicaten ernährende Insekt, welches als männliches Exemplar bei Erreichen der Geschlechtsreife einen Tagesbedarf von bis zu 28 Kilogramm Beton, Ziegelstein oder Kalk hat, wohingegen das Weibchen in der Schwangerschaft sogar das Doppelte verzehrt, findet im Ökosystem der Mühlauer Klamm Idealbedingungen vor. Die Trümmermassen der sedimentären Brekzie, einer Konglomerat im Aufbau sehr ähnelnden Gesteinsart, scheinen dem possierlichen kleinen Kerlchen als Nahrungsquelle sehr dienlich. So erklärt Prof. Haeckel das Entstehen der kleinen Grotte in der Mühlauer Schlucht mit dem unstillbaren Hunger der Steinlaus, die auch von der Medizin für die Therapie von Gallen- Blasen- oder Nierenstein Verwendung findet. Das von Prof. Haeckel entdeckte Lebewesen dürfte in den letzten Jahren mehrere Kubikmeter Calciumcarbonat verzehrt haben, was nicht nur das Entstehen der Höhle, sondern auch die einzigartige Größe des neu entdeckten Typs erklären müsste. Es macht übrigens gelegentlich auch vor Eisenträgern nicht halt. Die von dem Wissenschafter entdeckte Sonderform, deren erstaunliche Dimension auf 172,12324 x 52,321333 cm geschätzt wird, ist sehr scheu, wärme- und lichtempfindlich und deshalb hauptsächlich nachtaktiv. Neulich wurde es von Prof. Haeckel beobachtet, wie es sich bereits frühabendlich genüsslich durch das Höhlendach fraß und erst ganz oben bei einer schwerverdaulichen Edelstahl-Kette Halt machte. Offenbar scheint es sich sehr rasch an seine Umwelt anzupassen, denn es hat sich bereits die Gewohnheiten der autochthonen Innsbrucker Bergsteiger-Bevölkerung zueigen gemacht und ein Seil um seinen dicken Wanst gebunden. Prof. Haeckel, der selbst leidenschaftlicher Bergsteiger ist, schätzt die Schwierigkeiten der von der Laus zurückgelegten Strecke als am Rande des Menschenmöglichen ein. Aber die Laus, die unter dem Namen Wofus Wallneri Eingang in das neueste alpine Faunalexikon finden wird, ist nun einmal eine Unterart der Steinlaus und kein Mensch, auch wenn sie noch so einen human klingenden Namen trägt. Und dieser Kausalkette folgend ist der Vergleich mit menschlichen Sportleistungen natürlich völlig unangebracht und diese Debatte hier fehl am Platz. Für pedantische Chronisten und/oder Naturwissenschafter sei aber doch angeführt, dass der Weg mittlerweile von namhaften Alpinisten (die Betonung liegt auf namhaften) bewältigt wurde und mit 8b+, wenn nicht 8b+/c kategorisiert und als Kuschelinstitut bezeichnet wird.

Wir wollen mal nicht so sein und auch der Steinlaus (Petrophaga lorioti, als Mühlauer Unterart auch Wofus Wallneri oder im Zytologen-Fachjargon Wolf Wallner) zu ihrem beachtlichen Hunger gratulieren.

Der vom Aussterben bedrohte Wofus Wallneri




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